Wir sehen, dass wir nichts sehen. Wir sehen, dass wir blind sind. Wir sehen, dass uns der Wohlstand den Blick verstellt. Worauf? Auf das Wesentliche. Ich mag TV Diskussionen nicht. Die heute Abend entzieht sich dem. Vor allem, weil ich unseren Verteidigungsminister für einen der wenigen Geraden unter den Lobbygekrümmten halte. Zum anderen, weil es Zeit wird, wieder mit dem Denken zu beginnen. Ich habe den Film gesehen. Eher zufällig. Und ich bin entsetzt. Und jetzt kommen Bilder, Erinnerungen. Sehr schnell. Sehr präsent. Schwarze Fensterhöhlen entlang endloser Staubpiste. Rußumrandet. Mitten im unfertigen oder zerschossenen Ziegelbau. Vertriebenleeres Zuhause. Für niemanden. Kinderaugen ohne Glanz. Ängstliches Zusammenrücken vor fremder Kamera. Kollateralschaden in Kleinmenschformat. Traumatisiert auf immer. Bombentrichter in Dörfern, wo diese laut CNN niemals sein konnten. Denn man bombardierte aus 5000 Metern Höhe natürlich mit einem Skalpell. Minimalinvasiv und mit Tarnkappe. Anflug über den großen Teich. Dann wieder zurück. Abertausende Kilometer. Für Menschenrechte? Ein Waffentest im strategisch unwichtigen Sandkasten wohl eher. Kasernenbauten vor offiziellem Mandat des Bundestages. Hitlergruss dem deutschen Besucher. Massengräber inmitten einer Stadt. Fussballplätze voller Kreuze. Ratlosigkeit. Das alles passierte. Sechs Autostunden von hier. Noch heute sehe ich das alles vor mir. Wie lange ist es her? 15 Jahre? Ich habe gesehen, was Realität und offizielle Nachrichtenlage miteinander zu tun haben, wenn Interessen bewaffnet werden. Inmitten von Europa. Was wird wohl sein, wenn Tausende, unüberbrückbare Kilometer dazwischen liegen? Was sagen uns die Bilder? Was passiert hinter der Kamera? Es interessiert uns nicht. Gutezeitenschlechtezeiten. Ende. Vielleicht noch ein Stratosprung, gesponsert vom Roten Ochsen, der in meiner Heimatstadt witziger Weise für einen Stasiknast steht. Oder Bilder vom Marsroboter. Der hat Kieselsteine gefunden. Oh. Es gab dort Wasser. Jetzt leider nichtmehr. Wie schade.
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