Ich habe eine Weile überlegt, ob ich diesen Blog schreibe. Ich denke aber, angesichts der Zuspitzung der Lage, ist es unausweichlich. Als wir am vergangenen Wochenende in Mittweida gemeinsam mit 300 Studierenden und weitgehend ohne weitere lokalpolitische Unterstützung (bis auf die Linke war wohl keiner offensichtlich) der AxD entegegen traten, eskalierte die Lage. Der verfassungsrechtliche Beobachtungsfall hatte - verstärkt von uns inzwischen bekannten FREIEN SACHSEN - Maximilian Krah und der weitgehend ergebnisfreien Bundestagsabgeordneten Bachmann eine Bühne bereitet. Davor das übliche Publikum. Ältere Herrschaften. Junge Gescheitelte. Rußlandfahnen. Gebrüll. Das Übliche, muss man inzwischen sagen. Auf der Bühne Krah. Unverständlich aber laut.
Zwischen dieser Demo auf dem Marktplatz direkt vor dem Rathaus und unserer Gegenkundgebung war ein Sicherheitskorridor von ein paar Metern angelegt. Ordner sorgten dafür, dass diese Demarkationslinie auch sicher blieb. Ich stand mit meiner Familie am Rand. Gemeinsam mit jungen Menschen, die Banner und Transparente hielten. Während die studentische Pfarrerin der Hochschule spricht, steuert ein älterer Herr auf mich zu, rempelt mich an und zischt
„Verpiss Dich, linke Ratte!“
Ich setzte ihm nach und stellte ihn zu Rede. Sofort setzte die Täter-Opfer-Umkehr ein. „Wollen Sie mich bedrohen?, jammerte er. Nein. Natürlich nicht. Ich suchte Kontakt zur Polizei. Zwischenfall eins erstmal geklärt. Eine Anzeige ist inzwischen meinerseits in Arbeit.
Nur kurze Zeit später dann die zweite Provokation. Während ohnehin ohne Unterlass die Gegenseite Fotos mit Teleobjektiven von Teilnehmenden unserer Gegendemo fertigten - inzwischen ein probates Mittel der Rechtsextremen, unliebsame Leute zu dokumentieren und in Angst zu versetzen - schritt nun ein ebenfalls älterer Herr Anfang 60 mit Schiebermütze die erste Reihe der jungen Leute ab und filmte mit dem Handy direkt ins Gesicht. Auch mich. Ein Meter Abstand. Maximal. Einschüchterung pur. Ich zog ebenfalls das Handy und filmte quasi zurück. Als ich ihn ansprach und fragte, ob er das als angenehm empfindet, schlägt er zu. Er erwischt nur mein Handy, das diesen Moment bis zu Einschlag auf dem Pflaster festhält.
Auch hier folgt die Täter-Opfer-Umkehr auf dem Fuß. Ein Muster offenbar. Er können sich das gar nicht erklären… Auch hier werde ich Anzeige erstatten.
Hier geht es nicht um mich. Ich bin nur einer von Vielen. Es geht um das, was derzeit passiert. Provokation, Angriff, Beweisumkehr. So, wie auf politischer Ebene, so auch auf der Straße. Längst gründen sich Schlägertrupps wie die Chemnitz-Revolte und andere. Längst macht sich Angst in der Zivilgesellschaft breit. Menschen schreiben uns, dass sie eigentlich zu den Demos kommen wollen, inzwischen aber Angst haben und es lieber unterlassen. Etliche solcher Mails habe ich in den letzten Wochen bekommen. Die Angst wächst. Stetig.
Wir brauchen Mut. Wir brauchen mehr Menschen, die sich von der Angst befreien und auf die Straße gehen. Seit diesem Wochenende ist klar, dass unser Land, das Europa von der NEUEN RECHTEN angegriffen wird. USA, Rußland, AxD. Eine gefährliche Achse, die nichts weiter erreichen soll, als unsere Demokratie zu diskreditieren und zu schwächen. BOT-Armeen verbreiten Falschwahrheiten. Die Algorythmen werden manipuliert. Menschen werden manipuliert. Das ist die Welle. Jetzt hat es wirklich begonnen. Und statt zusammen zu stehen, klatschen verhetzte, desinformierte Menschen Beifall. So hat es auch damals angefangen.
Redet es nicht klein.
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